Reisebericht "Safari in Botswana"

Wer, bitte sehr, kann mir auf Anhieb Botswana auf der Karte zeigen? - Niemand!
Ich gebs zu, ich habe es vor 1997 auch nicht exakt gewusst! Wie ich auf dieses Reiseziel gestoßen bin weiß ich heute nicht mehr, vielleicht war es ja eine UNIVERSUM-Sendung über das Okavango-Delta, die ich irgendwann einmal im Fernsehen gesehen habe. Jedenfalls hat mich die Tour gleich interessiert, sie war im Katalog auch entsprechend interessant beschrieben. Einziger Haken bei der Sache: englischsprachige Reiseleitung! Und, meine Englischkenntnisse sind eher als rudimentär zu bezeichnen bzw. schon ziemlich verkümmert. Ich habs trotzdem gewagt und es hat funktioniert!

Flug mit British Airways via London nach Johannesburg. Dort werde ich abgeholt und in die Stadt gefahren. Für diese eine Nacht bin ich in einer schön gelegenen Pension untergebracht. Nach einem ausgiebigen Frühstück treffe ich mit den übrigen Reiseteilnehmern zusammen. Wir sind zu sechst und vertreten die halbe Welt!
Da ist ein Australier mit seiner Freundin, die kommt aus Irland. Ein US-Amerikaner, ebenfalls mit Freundin, die kommt aber aus Südafrika. Dann ein südafrikanischer Pensionist, der nach dem Krieg aus Deutschland ausgewandert ist - er ist mein Zeltgenosse und Dolmetscher :-), und mit mir zuletzt noch ein waschechter Europäer!

Mit einem Kleinbus verlassen wir Johannesburg, fahren nordwärts Richtung Botswana, passieren die Grenze und landen schließlich am späten Nachmittag auf einem Campingplatz in Nata. Dort treffen wir auf unseren Fahrer Ian, der gleichzeitig auch Guide und Koch ist. Grundsätzlich macht er diesen Job alleine, dieses Mal jedoch hat er mit Andrew einen Begleiter, da dieser als neuer Guide in die Botswana-Tour eingeführt wird. Das erste, was wir von Ian zu sehen bekommen, sind seine Beine, die unter einem riesigen grünen Lastwagen hervorschauen! Das grüne Ungetüm ist unser Truck und hat einen Defekt. Ian kriecht hervor, begrüßt uns mit seinen ölverschmierten Händen und versichert uns sogleich, dass er die Karre bis zum nächsten Morgen wieder zum Laufen bringen wird. Am Abend fahren wir mit Jeeps noch kurz zu den nahegelegenen Makgadikgadi-Salzpfannen raus. Leider ist der Salzsee zu dieser Zeit gerade ausgetrocknet, so dass nur wenige Vögel anzutreffen waren.

unser Truck

Am anderen Morgen erklimmen wir unseren Truck, was zuerst gar nicht einmal so einfach ist, und hoffen auf Ian`s Fähigkeiten als Mechaniker. Zu unser aller Freude läuft er und wir starten los. Zuerst einmal nach Maun. Hier decken wir uns mit Lebensmittel für die nächsten Tage ein - ausreichend Bier ist auch dabei! Dann nehmen wir noch unseren "local Guide" auf, denn in Botswanas Nationalparks und Tierreservaten ist es Pflicht, einen einheimischen Führer der Nationalparkverwaltung dabei zu haben. Er wird allgemein nur "Killer" genannt. Warum, das erfahren wir nie, aber zu uns ist er freundlich und das ist die Hauptsache. Danach geht es Richtung Okavango zu unserem ersten Höhepunkt. Wir werden 3 Tage auf einer Insel im Delta campieren und auf Safari gehen.

Nach ein paar Stunden Fahrt haben wir unser Ziel an einem der unzähligen Flussarme des Okavango erreicht. Hier erwarten uns bereits die Männer mit ihren Einbaum-Booten die "Mokoro" genannt werden. Die Boote werden von je einem Mann stehend mit Holzstangen fortbewegt und gesteuert, was einen beachtlichen Gleichgewichtssinn erfordert. Wir verladen unser Gepäck auf die Mokoros und gleiten langsam, nahezu lautlos durch das Labyrinth der Schilfgürtel und Seerosenfelder. Schließlich legen wir an einer großen, baumbestandenen Insel an und schlagen unser Lager auf. Sofort wird ein Lagerfeuer entfacht und der Wasserkessel aufgesetzt und schon bald gibts eine ordentliche Tasse Kaffee. Dieses Ritual wird dann bis zum Ende der Reise ohne Ausnahme beibehalten :-)
Zum Sonnenuntergang unternehmen wir noch eine Bootsfahrt und beobachten aus gebührendem Abstand Flusspferde in einem großen Seerosenteich. Am nächsten Tag ist eine Safari zu Fuß angesagt. Es ist schon ein ganz eigenartiges Gefühl, nur durch einen schmalen Flusslauf getrennt, einem Elefantenbullen gegenüberzustehen, wobei man ganz genau weiß, dass der ganz einfach über den Fluss herüberkommen kann! Danach bekommen wir noch eine Herde Impalas und Kaffernbüffel zu Gesicht. Anderntags verlassen wir den Okavango und verlegen in das nahe gelegene Moremi-Wildreservat, wo wir die nächsten Tage verbringen.

Das Moremi-Reservat ist für seinen Wildreichtum bekannt. Hier bekommen wir dann einiges vor die Linsen, wie z.B. Giraffen, Löwen, Strauße, unzählige Antilopen und Gazellen, Zebras, natürlich wieder Elefanten, etc...
Tagtäglich machen wir unsere Rundfahrten, bis dann auf einmal nichts mehr geht! Wir hatten an dem Tag schon einige sumpfige Stellen, die zum Teil mit Baumstämmen in der Fahrspur gesichert sind, durchquert. Wieder einmal führt die Piste durch ein weites Steppenfeld, dessen lebendiges Grün anzeigt, dass der Untergrund dementsprechend feucht sein muss. Andrew sitzt am Steuer, als wir auf eine große Wasserlache in der Fahrpur stoßen. Er stoppt, berät sich kurz mit Ian und setzt mit Schwung zur Weiterfahrt an. Das riesige Fahrzeug schlingert durch das schlammige Wasser, wird immer langsamer und steckt schlussendlich fest! Also springen wir vom Fahrzeug und versuchen, das Gefährt wieder flott zu machen. Wir graben, legen unsere Schlafmatten unter die Räder, versuchen es mit Grasunterlagen (Holz gibts weit und breit keines zu finden), fluchen gotteslästerlich - hilft aber alles nichts! Nach ein paar Stunden kommt endlich ein Landrover vorbei. Natürlich bleibt der auch gleich stecken! Also holen wir gemeinsam zuerst einmal den Landrover aus dem Dreck. Den mitfahrenden Kindern gefällts, sie liegen am Autodach und schauen uns zu! Leider ist das Fahrzeug viel zu schwach, um uns aus dem Schlamm zu ziehen, also verlassen uns unsere Weggefährten wieder. Mittlerweile ist der Abend angebrochen, wir beschließen daher an Ort und Stelle zu übernachten und schlagen gleich nebem dem Schlammloch unser Lager auf.

Ein neuer Morgen, eine neue Chance! Schon bald nach dem Frühstück bekommen wir wieder einmal Besuch. Dieser Fahrer ist etwas gewiefter, weicht rechtzeitig aus und kommt neben uns im Trockenen zu stehen. Selbstverständlich bietet er uns seine Hilfe an, also beschließt Ian, dass er uns Gäste mit dem unbedingt nötigen Gepäck zum nächsten Campground bringt. Ian, Andrew und "Killer" bleiben zurück und versuchen weiterhin den Truck aus dem Wasserloch zu befreien. Am Campground angekommen, wollen wir nicht einfach untätig herumsitzen und warten. Wir machen uns daher auf die Socken, um irgendwo Hilfe zu organisieren. Schon bald werden wir fündig. Im nächstgelegenen Dorf "besetzen" wir kurzerhand die dortige Polizeistation und gehen dem diensthabenden Chief so lange auf die Nerven, bis er einen Lastwagen und einige Leute herbeiruft und mit uns zum Wasserloch fährt. Mittlerweile war unsere Mannschaft aber auch nicht untätig. Es genügt daher, dass wir mit verstärkten Kräften nur mehr einmal kurz anschieben und der Truck endlich wieder frei ist.

Die nächsten Tage verlegen wir in den Chobe-Nationalpark, der vor allem für seinen Elefantreichtum bekannt ist, und setzen dort unsere Pirschfahrten fort. Langsam neigt sich der Urlaub dem Ende zu, vorher steht aber noch ein besonderes Ziel am Plan: die Victoria-Fälle am Sambesi-River. Dazu verlassen wir Botswana und fahren über die Grenze nach Zimbabwe. Schon bald erreichen wir den kleinen Ort Victoria Falls, der ganz auf den Tourismus rund um den gleichnamigen Nationalpark und auf die Wasserfälle eingerichtet ist. Hier verbringen wir die nächsten drei Tage. Nicht weit von unserem Campingplatz liegt der Besuchereingang zu den Wasserfällen. Schon bald stehen wir den 1700 m breiten Wasserfällen direkt gegenüber. Über 100 m stürzt der Sambesi-River in die schmale Schlucht, die uns von der anderen Seite trennt. Durch den ständigen Sprühnebel steht ein Regenbogen über der Schlucht, er verstärkt noch das grandiose Naturschauspiel, das sich uns hier bietet.
Unweit des Schluchtausganges führt eine Brücke über den nun schmalen Fluss. Diese dient nicht nur als Grenzübergang nach Sambia, sondern auch als Absprungbasis für Bungee Jumper. Vom Ufer aus kann man bequem diesen Verrückten zusehen, die sich nur mit einem Gummiband an den Füssen 100 m in die Tiefe stürzen; um 100 US$ ist man dabei!
Besucher von Victoria Falls erwaten hier vielfältige Aktivitäten, also entschließe ich mich eine Raftingfahrt am Fluss mitzumachen. Dazu werden wir ein Stück flussaufwärts gebracht, wo nach einer kurzen theoretischen Einschulung das Schlauchboot zu Wasser gelassen wird. Der Fluss führt zwar zu dieser Zeit gerade Hochwasser und ist deshalb eher gemütlich, trotzdem gibts noch immer einige gewaltige Stromschnellen, die uns ordentlich durchschütteln. Ein toller Spaß und gelungener Abschluss eines interessanten, überaus abwechslungsreichen und auch abenteuerlichen Urlaubes.
Drei Tage später bin ich wieder zuhause und habe eine Menge zu erzählen!



aktualisiert: 25.05.2006
Martin Nessl, A-3494 Theiß, Obere Hauptstraße 2
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