Bericht "Chile mit Besteigung des Llullaillaco (6739 m)"

Auf Grund unserer sehr kleinen Gruppe haben wir das vorgesehene Programm in vielen Punkten abgeändert und - zumindest für unsere Begriffe - verbessert. Ich stelle daher jeden einzelnen Tag das ursprüngliche Reiseprogramm voran und gebe danach meinen (subjektiven) Kommentar dazu ab:

TAG 1: 17/05/07 - VIENNA-MADRID-SANTIAGO
Flight from Vienna via Madrid to Santiago.

Fast 13 Stunden dauert der Flug von Madrid über den großen Teich; mein längster Flug bisher. Wir reisen sehr angenehm mit LAN Chile und erreichen am frühen Morgen Santiago de Chile.

TAG 2: 18/05/07 - SANTIAGO (CITY TOUR)
Reception at the airport and transfer to the HOTEL EUROTEL or similar with bilingual guide. In the early afternoon, city tour (3 hrs) visiting the highlights of Santiago like Moneda Palace, San Cristobal hill, Central Market, Precolombian Art Museum, Plaza de Armas (main square of Santiago). Back to the hotel.

Am Flughafen von Santiago erwartet uns schon unsere nette Reiseleiterin von Azimut360 und begrüßt uns in akzentfreiem Deutsch. Sie ist eine der unzähligen deutschstämmigen Chilenen, deren Vorfahren in den letzten 150 Jahren ins Land eingewandert sind. Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel starten wir unseren Kurztrip auf den San Christobal Hügel mit der Madonnenstatue. Wäre da nicht der ewige Smog, hätte man von hier aus einen sehr guten Überblick über die chilenische Metropole. Nachmittags erkunden wir zu Fuß das moderne Stadtzentrum, wobei man nicht wirklich etwas versäumt, wenn man das nicht gesehen hat. Einzig der Marcado Central mit den unzähligen kleinen Fischrestaurants ist einen Besuch wert, den wir gleich für ein ausgezeichnetes Abendessen nutzen. Bei der Rückfahrt passiert dann noch ein kleines Missgeschick; Ferdinand wird in der übervollen U-Bahn Opfer eines Taschendiebes. Zum Glück hat er nicht das ganze Geld dabei, aber Kredit- und Bankomatkarte sind dahin :-(

TAG 3: 19/05/07 - SANTIAGO-CALAMA-SAN PEDRO
Transfer to the airport. Morning flight to Calama. Reception at the airport and transfer to San Pedro de Atacama (2450m) archaeological capital of Chile. Hike (3-4 hrs) in the Salty Mountain Range with end in the Moon Valley where we watch the sunset. Night at HOSTERIA SAN PEDRO or similar.

Beim Einchecken in Santiago gibts das nächste Problem, unser Übergepäck (max. 20 kg) wird beanstandet. Nach einigen Verhandlungen und Reduzierung des Aufgabegepäcks durch Mitnahme als Handgepäck kommen wir dann doch noch ohne Aufzahlung weg. Der Flug führt immer entlang der Andenkette nach Norden, deren höchsten Gipfel - den Aconcagua (6.959 m) - wir bald nach dem Abheben passieren. Dazu ein Tipp: Sitzplatz auf der rechten Seite wählen!
Am Flughafen von Calama erwarten uns bereits Carlos und Antonio, unsere Begleitmannschaft für die nächsten 2 Wochen. Carlos, seines Zeichens ausgebildeter Fotograf, fungiert dabei als Guide, Bergführer, Fahrer und Koch in Personalunion. Antonio ist Fahrer und Küchengehilfe. Nach einer guten Autostunde über einen tadellosen Highway erreichen wir die Oasenstadt San Pedro de Atacama, wo wir in der traumhaft angelegten "Hosteria San Pedro" unsere Zimmer beziehen. Nachmittags unternehmen wir eine erste Wüstenwanderung durch die bizarr geformte Erosionslandschaft der "Salty Mountain Range" (Salzkordilliere). Nach rund 2-3 Stunden Gehzeit erreichen wir wieder unsere Fahrzeuge und machen uns auf in das nahe gelegene "Valle de la Luna" (Mondtal), zwecks Betrachtung des Sonnenunterganges. Dazu erklimmen wir in Begleitung einer Menge anderer Touristen eine Sanddüne und harren der Dinge. Nach dem der Sonnenball dann ganz unspektakulär hinter den Anden verschwunden ist, fahren wir nach Hause und beschließen den ersten Tag in der Atacama (ein paar nette Fotos haben sich dann doch noch ergeben).

TAG 4: 20/05/07 - SAN PEDRO-SAN BARTOLO-RIO GRANDE
Transfer to San Bartolo (2700m). Hike (7-9 hrs) to Rio Grande (3000m) where we set our camp.

Heute starten wir unsere Akklimatisationstour mit einem Trekking. Dazu bringen uns unsere Fahrzeuge nach San Bartolo. Entgegen meiner Erwartung findet sich hier jedoch kein Dorf gleichen Namens, sondern lediglich ein versperrtes Tor quer über die Sandpiste. Daneben fließt der Rio Grande, ein rund 2 m breiter Bach, dem wir ab da zu Fuß flussaufwärts folgen. Schon bald treffen wir auf ein einzelnes Haus am Fluß, das von einem alten Mann bewohnt bzw. bewacht wird. Was er da genau be- oder überwacht ist nicht zu erfahren, jedenfalls passieren wir wieder ein Tor. In der Gegend gibt es einige Kupferminen, möglicherweise gehört dieser Landstrich ja zu einer? Egal, wir setzen unseren Fußmarsch fort und werden schon bald dazu genötigt, das Schuhwerk zu verlassen, weil eine Flussüberquerung ansteht. Die nächsten 2 Stunden kreuzt der Weg dann unzählige Male den Rio Grande, ich hab mir daher vorsorglich meine Trekkingsandalen eingepackt, damit ich nicht jedesmal die Schuhe an- und ausziehen muss. Unterwegs treffen wir auf einige alte Kupferminen und einen verfallenen Friedhof, was darauf schließen lässt, dass hier doch einmal Menschen gelebt haben. In unmittelbarer Nähe macht uns Carlos auf einen Felsblock mit vorkolumbischen Felsritzzeichnungen aufmerksam. Hier verlassen wir das grüne Flusstal und steigen eine Hochebene hinauf, wo wir die ersten Riesenkakteen antreffen. Einzelne Exemplare erreichen Höhen von 3-4 m. Wenn man sich nun vorstellt, dass ein solcher Kaktus vielleicht einen Zentimeter im Jahr wächst, kann man sich sehr leicht ausrechnen, wie alt diese Kakteen ungefähr sein können. Am späten Nachmittag erreichen wir dann unser Tagesziel, das Dorf "Rio Grande". Hier quartieren wir uns in einem Haus ein, das der Dorfgemeinschaft für deren Feste zur Verfügung steht. Da wir eine so kleine Gruppe sind, können wir uns das Zelteaufschlagen im Hof ersparen und im Haus am Boden schlafen. Schon bald nach dem Abendessen (ab 18 Uhr ist es stockdunkel!) kriechen wir in unsere Schlafsäcke und machen für diesen Tag Schluss.

Blume in San Pedro

TAG 5: 21/05/07 - RIO GRANDE-MACHUCA-GUATIN
Hike (6-8 hrs) up to the altiplano to reach Machuca village (4000m). Transfer to Guatin. Camp.

Nach einem stärkenden Frühstück packen wir unsere gesamte Ausrüstung auf den Pickup. Wir vereinbaren, das Programm zu ändern und das heutige Nachtlager in Machuca aufzuschlagen. Antonio wird daher unser gesamtes Zeug dorthin bringen. Wir dagegen machen uns zu Fuss auf nach Machuca. Der Weg steigt zwar stetig an, ist aber nie steil; man merkt eigentlich gar nicht, dass man höher kommt. Zumeist führt uns der Weg kleine Flüsse entlang, so dass die Landschaft immer wieder einmal abwechselt und nie eintönig wird. Unterwegs treffen wir auf Lamaherden, die im hohen Gras einer abflusslosen Hochebene weiden. Bald darauf erreichen wir unser Tagesziel Machuca. Das Dorf zählt nur wenige Häuser mit einer rein indigenen Bevölkerung. Auf einem Hügel über dem Dorf thront eine schöne kleine Kapelle aus Lehmziegel. Der Tourismus der letzten Jahres hat es mit sich gebracht, dass die Dorfbevölkerung einen kleinen Campingplatz mit Küche und Toilettanlagen errichtet hat. Dazu existiert noch ein kleines Gästehaus mit zwei Fremdenzimmern, die wir sofort in Beschlag nehmen. Der geringe Nächtigungspreis ist es wert, eine kalte Zeltnacht zu vermeiden! :-)

TAG 6: 22/05/07 - GUATIN-PURITAMA-TATIO
Hike (2-3 hrs) to Puritama hot springs (3400m) where we enjoy a relaxing bath. Continuation to the Tatio Geysers (4321 m) where we set our camp.

Während wir noch gemütlich frühstücken, kommt Willi unser zweiter Fahrer mit einem weiteren Pickup von San Pedro. Die beiden Fahrzeuge bringen uns anschließend von Machuca in das Tal des Puritamaflusses. Hier wandern wir ca. 2 Stunden flussaufwärts, zeitweilig durch einen dichten, hohen Schilfgürtel. Im Oberlauf des Flüsschens treffen wir dann auf die "Termas de Puritama", heiße Thermalquellen, die in einige Becken gefasst und mit Holzstegen miteinander verbunden wurden. Die einzelnen Becken umgibt eine dichte Vegetation, so dass die ganze Anlage einen sehr intimen, heimeligen Charakter verbreitet. Zudem gibt es noch einige Umkleidekabinen und Toilettanlagen. Die angenehme Wassertemperatur von ca. 35 Grad lässt einen völlig vergessen, dass die Bäder auf rund 3.400 m Seehöhe liegen!
Noch während wir ein entspannendes Bad in den Thermen genießen, hat unsere fleißige Crew bereits einen herzhaften Lunch - ein kühles Bier inklusive - vorbereitet! Dass nach soviel Anstrengung - Wanderung, Bad, Brotzeit - eine kleine Siesta gehört, versteht sich von selbst! Danach steigen wir in unsere Autos, die uns in ca. 2 Stunden Fahrt zum Geysire-Feld des "El Tatio" bringen. Etwas oberhalb der geothermischen Zone wurde ein neues Besucherzentrum mit Arztstation errichtet. Hier können wir uns wieder gegen eine kleine Gebühr bequem einrichten und übernachten. Das Gebäude hat eine große Gemeinschaftsküche und ist sehr sauber. Heizung gibts jedoch keine und so wird es schon bald ziemlich frisch im Haus, das einen gerne die Daunenjacke hervorholen lässt!
Auf Carlos Vorschlag hin haben wir beschlossen, anstelle des Sairecabur (5.971) den etwas niedrigeren Cerro Soquete (5.382 m) als Akklimatisationsberg zu besteigen. Dieser liegt in unmittelbarer Nähe von Tatio und wir können zum Gipfel einfach hinüberschauen. Vor dem Abendessen wandern Karl und ich noch kurz hinunter zu den Geysiren, die ihre größte Höhe jedoch frühmorgens entwickeln, so dass wir auch die einzigen sind, die dort herumlaufen. Bald nach dem Abendessen gehts in die Federn, der nächste Tag wird sowieso anstrengend!

TAG 7: 23/05/07 - TATIO-SAIRECABUR BASE CAMP
Transfer to Sairecabur base camp.

Die moderne Toilettenanlage erreicht man nur über den Hof, das heisst dann raus aus den Federn, wenn man Nachts einmal muss! Praktischerweise hängt neben der Eingangstür ein Thermometer an dem man im Schein der Stirnlampe sehr schön die Morgentemperatur ablesen kann: -15 Grad! Schon bald nach dem Sonnenaufgang wird es gottseidank wärmer, dann es hat nur mehr ca. -8 Grad :-)
Nach einer kurzen Autofahrt starten wir unseren Aufstieg, es trennen uns ca. 900 m vom Gipfel des Cerro Soquete. Schon bald verläuft sich der schmale Pfad in weglosem Sand- und Schotterterrain, dafür nimmt die Steilheit des Geländes ständig zu. Abschnittsweise ist der Untergrund dermaßen haltlos, dass man bei jedem Schritt zurückrutscht und solchermaßen natürlich nur mühsam an Höhe gewinnt. Mit zunehmender Höhe werden die Intervalle zwischen den Rastpausen immer kürzer und langsam setzt sich in den Gliedern eine bleierne Schwere fest. Zwischendurch meldet sich der pragmatische Teil des Gehirns und meint es sei doch viel bequemer und einfacher, umzudrehen und abzusteigen. Gottseidank überwiegt dann doch der Wille, so dass ich nach einem 5 1/2 stündigen Hatscher am Gipfel des Cerro Soquete stehe. Ich habe meinen 5. Fünftausender bestiegen. Der Wind bläst kalt um die Steinblöcke, die den Gipfelaufbau des Soquete bilden. Rasch ein paar Fotos, ein Schluck aus der Flasche - zum Essen bin ich einfach zu fertig - und wir sind schon bald wieder am Abstieg. Die weiten Schotterhänge sind ideal zum "abfahren", was zwar ebenfalls anstrengend für die Füße ist, aber einen unheimlich schnell hinunterbringt. Danach folgt noch ein langer Weg talauswärts zu unserem Auto. Müde kriechen wir in das Fahrzeug und lassen uns nach Tatio zurückbringen, wo wir eine weitere Nacht im Besucherzentrum verbringen. Obwohl die Besteigung gelungen ist, macht sich angesichts meines körperlichen Zustandes eine gewisse Skepsis breit, ob meine Kondition für den Llullaillaco ausreichen wird. Die Zuversicht, dass es so ist, ist doch um einiges gesunken. Vor dem Abendessen gehen wir wieder einmal baden. Dazu fahren wir hinunter in das Geysire-Feld, wo ein natürliches Wasserbecken ein kleines Schwimmbecken bildet. Obwohl das Becken über heiße Quellen verfügt, ist das Wasser gerade einmal lauwarm. Nur im Bereich der Quellen und Zuläufe muss man höllisch aufpassen, dass man sich nicht den Hintern verbrennt! Ganz besonders unangenehm gestaltet sich der Ausstieg aus dem Wasser. Halbnass und sich vor Kälte schüttelnd schlüpfen wir in unsere Kleider und fahren zurück in unser Quartier. Dort verbreiten der Küchenherd und ein Schluck Marillenschnaps von zu Hause eine angenehme Wärme ;-)

TAG 8: 24/05/07 - SAIRECABUR BASE CAMP-SAIRECABUR*-SAN PEDRO DE ATACAMA
Full Day climb of Sairecabur volcano (5971 m). Return to the vehidcle and transfer to San Pedro de Atacama. Night at HOSTERIA SAN PEDRO or similar.
* Possibility to climb Mt Toco (5604 m) instead of Sairecabur, depending on the physical conditions of the group. To be decided on the spot on the previous day.

Nach einer angenehmen Nacht, fahren wir noch vor Sonnenaufgang hinunter zu den Geysiren. Der Wasserdampf legt sich wie Nebel über das ganze Talbecken, das langsam von den ersten Sonnenstrahlen durchbrochen wird. Einer Unzahl von Löchern im Boden entweichen ständige Dampfschwaden und -säulen. In kleinen Minikratern, die aussehen wie Töpfe, sprudelt kochendes Wasser und Schlamm. Dazwischen ist der Boden zerrissen und von Bächen durchzogen, deren Ränder von den Salzen und Mineralien bunt gefärbt sind. Die ganze Szenerie ist äußerst bizarr und ein Schauspiel sondergleichen. Nach einer guten Stunde Wanderung durch diese fantastische Landschaft fahren wir zurück zum Quartier. Dort verladen wir unsere Ausrüstung auf die Pickups, die uns nach gut 2 Stunden Autofahrt wieder in der Hosteria in San Pedro absetzen. Der Nachmittag steht dann ganz im Zeichen der Erholung in San Pedro. Ein bisschen Einkaufen, etwas Sightseeing, das eine oder andere Bier und natürlich viel relaxen!

TAG 9: 25/05/07 - SAN PEDRO-ATACAMA SALT LAKE-MISCANTI-TILOMONTE
Transfer to Tilomonte oasis, visiting on the way Atacama Salt Lake, the Jerez Canyon, Miscanti Lagoon. Camp in Tilomonte.

Nach dem Frühstück verlassen wir San Pedro für die nächsten 6 Tage und fahren in Richtung Süden. Unser erstes Ziel an diesem Tag ist die "Laguna de Chaxa". Dieser Salzsee im Salar de Atacama ist ein wichtiger und bevorzugter Brutplatz von Flamingos. Drei verschiedene Flamingo-Arten können hier beobachtet werden, daher unbedingt ein Fernglas mitnehmen! Nach einem kurzen Rundgang über den ausgeschilderten Rundweg durch den Salzsee setzen wir unsere Fahrt fort. Unser nächstes Ziel an diesem Tag sind die beiden Lagunen Miscanti und Miniques. Die innerhalb eines Naturschutzgebietes gelegenen Seen liegen jeweils zu Füßen der gleichnamigen Vulkane Miscanti (5622 m) und Miniques (5910 m). Die wären ebenfalls lohnende Bergsteigerziele, aber unsere Zeit lässt das nicht zu (seufz)!
Also setzen wir uns wieder in unsere Auto um in unser heutiges Nachtlager nach Tilomonte zu fahren. Nach ein paar Stunden Fahrt über einer ruckelige Schotterpiste halten wir vor einer einzelnen Steinhütte irgendwo in der Einöde. In diesem Gebäude - eher Stall als Haus - sollen wir übernachten. Die Freude unsererseits hält sich dermaßen in Grenzen, dass uns Carlos als Alternative vorschlägt, in die große Ebene hinunter zu fahren und in Peine - einem Minenarbeiterdorf - die Zelte aufzuschlagen. Dem gibts nichts mehr hinzuzufügen und schon bald darauf fahren wir in den staubigen Ort Peine ein. Wir haben wieder einmal Glück und können um ein kleines Aufgeld im Gästehaus des Ortes übernachten. Das heißt, wir können unsere Schlafsäcke eingepackt lassen und im vorhandenen Gemeinschaftssaal unsere Mahlzeiten einnehmen. Der Ort verfügt sogar über ein Naturschwimmbad, in dem ein Gebirgsbach aufgestaut und in ein Betonbecken gefasst wurde. Die Tagestemperaturen sind aber leider schon etwas zu frisch zum Baden, somit begnügen wir uns mit dem Fließwasser aus unserem Badezimmer. Nach dem Abendessen machen Sepp und ich noch einen kleinen Spaziergang und finden direkt neben dem Schwimmbad eine "Frittenbude" die noch geöffnet hat. Bier gibts leider keins, aber über unser hartnäckiges Nachfragen holt die Wirtin einen Liter Rotwein im Getränkekarton unter der Theke hervor. Das Angebot lassen wir uns natürlich nicht entgehen und schon bald führen wir ausgelassene Gespräche mit der Mannschaft der "Strandbude", wobei wir kein Spanisch und die kein Englisch beherrschen. Das hält uns aber nicht auf, einen weiteren Liter Rotwein zu ordern und nach dessen Ende auf den guten alten Pisco (=Weinbrand) umzusteigen.

TAG 10: 26/05/07 - TILOMONTE-LLULLAILLACO BASE CAMP
Transfer (7-8 hrs) to the base camp in the Lluaillaco volcano (4900 m).

Obwohl wir nicht mehr wissen, wann und wie wir am Vortag ins Bett gekommen sind, geht es uns am Morgen ausgesprochen gut. Nach dem wie immer exzellenten Früstück verladen wir unser Zeug auf die Pickups und machen uns auf den Weg zum LLullaillaco-Basislager. Dazu überqueren wir zunächst den Salar de Atacama in seiner vollen Breite, bevor wir weiter nach Süden vorstoßen. Die Fahrerei führt schier endlos durch eine wüstenartige Gegend und ist ziemlich eintönig. Am Nachmittag passieren wir dann endlich den Eingang zum Llullaillaco-Nationalpark. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichen wir schließlich eine Hütte bei Aguadas Zorritas auf ca. 4.150 m. In der geräumigen Hütte mit angebauter Küche richten wir unser Basislager für die geplante Besteigung ein. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein neues Militärlager. In diesem sind Minenräumtrupps der chilenischen Armee untergebracht, welche die in der Gegend noch immer vorhandenen Minenfelder beseitigen. Kurz nach unserer Ankunft bei der Hütte finden sich auch einige Bauarbeiter ein, die offensichtlich den Auftrag haben, die schon ziemlich heruntergekommene Hütte zu sanieren. Nach einem ehrgeizigen Plan der Nationalparkverwaltung, den uns der Bauleiter zeigt, soll hier in weiterer Folge ein kleines Besucherzentrum mit angeschlossenem Museum errichtet werden.

TAG 11: 27/05/07 - LLULLAILLACO BASE CAMP-CAMP 1-LLULLAILLACO BASE CAMP
Climb to the camp 1 (6060m) and return to the base camp (4900m).

Bei Tagesanbruch verteilen wir die für die Besteigung erforderliche Gemeinschaftsausrüstung (Zelt, Matten, Kocher) und etwas Nahrung in unsere Rucksäcke, die wir anschließend auf die Ladefläche unseres Pickups werfen. Der Fuß des Berges ist noch einige Kilometer entfernt, so dass wir das Auto zur Anfahrt benutzen müssen. Zuerst gehts über eine Sandpiste weiter hinein in den Nationalpark, bis Carlos irgendwann die Straße verlässt und querfeldein den Berghang hinauffährt. Bei rund 4.900 m ist dann endgültig Schluss, mit dem Wagen kommen wir nicht mehr weiter. Wir verlassen also das Fahrzeug, schultern unsere schweren Rucksäcke und steigen langsam den Berg hinauf. Das Terrain ist weglos und besteht aus losem Schotter und Sand. Vegetation existiert so gut wie keine mehr, lediglich ein paar Flechten sind auf den Steinblöchen zu finden. Dementsprechend schwierig gestaltet sich der Aufstieg, da man bei jedem Schritt wieder einen halben zurückrutscht.
Trotz Sepp`s Ermahnungen langsam zu gehen, setze ich mich irgendwann vom Rest der Truppe ab. Von weiter oben kann ich beobachten, dass es hinter mir anscheinend irgendwelche Schwierigkeiten gibt und nach einiger Zeit eine Person umkehrt und zurück zum Auto absteigt. Es ist Ferdinand, dem die Sache zu schwierig wird und deshalb vorzeitig aufgibt. Einige Zeit später mache ich hinter ein paar Felsblöcken eine Rast und nutze diese Gelegenheit, um auf Karl, der nach mir kommt, zu warten. Wir besitzen beide keinen Höhenmesser und wissen daher nicht wie weit wir noch aufzusteigen haben. Nach dem ich aber noch keinen geeigneten Lagerplatz gesehen habe, bin ich mir sicher, dass wir den Platz für unser Hochlager noch nicht erreicht haben. Etwa 100 m über mir kann ich eine Felsstufe erkennen und ich beschließe daher bis dorthin weiter aufzusteigen. Karl macht die Höhe bereits ein wenig zu schaffen und entscheidet sich daher umzukehren. Vorher verstaut er aber noch einen Teil der mitgebrachten Ausrüstung unter ein paar Steinen. Die Rast hat mir gut getan und so bin ich bald oben angekommen. Sofort bemerke ich die zu einer Mauer aufgeschichteten Steine, hinter der sich ein Zeltplatz befindet. Ich setze mich also auf einen Stein und warte auf Sepp, denn der hat das Zelt im Rucksack. Eine halbe Stunde später taucht Sepp auf. Nach einem kurzen Blick auf seinen Höhenmesser - er zeigt rund 5.850 m an - machen wir uns die Arbeit, das Zelt aufzustellen, was uns nach einigen Ungereimtheiten dann doch noch gelingt (man sollte das halt vorher einmal üben!). Wir verstauen unsere mitgebrachten Sachen im Zelt und machen uns sofort auf den Rückweg. Schon nach etwa eineinhalb Stunden sind wir wieder unten beim Auto. Dort erwartet uns bereits Ferdinand, nach einiger Zeit stösst auch Carlos wieder zu uns. Nur von Karl ist keine Spur zu entdecken. Wir können uns das nicht erklären, ist er doch vor Sepp und mir abgestiegen. Also steigen wir in den Wagen und machen uns auf die Suche nach Karl. Die Sache ist ziemlich heikel, da der Großteil des umliegenden Geländes vom Militär noch nicht gecheckt wurde und daher noch immer Minen vermutet werden müssen. Kurz darauf entdecken wir Karl, der ziemlich weit abseits von uns in der Gegend herumirrt. Er hat beim Abstieg eine falsche Rinne erwischt und ist in einem weiten Bogen am abgestellten Wagen vorbeigelaufen. Nachdem wir Karl wieder aufgesammelt haben, setzen wir unsere Fahrt zurück ins Basislager fort und beschließen den Tag mit einer Flasche Rotwein zum Abendessen!

TAG 12: 28/05/07 - LLULLAILLACO BASE CAMP
Resting day at the base camp.

Heute ist Ruhetag im Basislager, das heißt den ganzen Tag faulenzen, ein bisschen herumwandern und noch einmal die Ausrüstung für die nächsten Tage prüfen.

TAG 13: 29/05/07 - LLULLAILLACO BASE CAMP-CAMP 1
Climb to Camp 1 (6060 m).

Jetzt wird es ernst: wir packen unsere Sachen zusammen und fahren wieder zum Berg. Ferdinand ist nicht mehr dabei, er hat endgültig den Berg abgeschrieben. Das Wetter ist an sich gut, lediglich der Wind hat in den letzten Tagen stetig zugenommen und so erwarten uns kräftige Windböen als wir am Fuß des Berges aus dem Wagen klettern. Ich bin froh über meine neue Daunenjacke, die wirklich gut wärmt. Das kann ich leider von meinen Schuhen nicht behaupten, denn schon bald merke ich, wie meine Zehen kalt werden. Wie schon beim letzten Mal, bin ich wieder etwas schneller, als die Anderen. Und wieder muss ich nach einiger Zeit feststellen, dass zwei Personen den Rückweg antreten. Es sind Karl, der ebenfalls aufgegeben hat, und Carlos. Ich lasse mich dadurch aber nicht entmutigen und steige langsam weiter hinauf. Der Wind hat weiter zugenommen und man muss bei jedem Schritt aufpassen, mit dem schweren Rucksack nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Eiseskälte breitet sich jetzt langsam auch auf meine Finger aus, zudem mache ich mir Sorgen, ob unser Zelt im Hinblick auf das stürmische Wetter überhaupt noch steht. Endlich erreiche ich mit gefühllosen Zehen das kleine Felsplateau und sehe unser Zelt, wie es fröhlich im Wind wackelt. Um eine Sorge weniger werfe ich mich hinein, packe den Schlafsack aus und beginne sofort meine Zehen zu massieren, die nach einiger Zeit ob dieser freundlichen Behandlung wieder auftauen. Ungefähr eineinhalb Stunden später stößt Sepp zu mir ins Zelt. Nach kurzer Erholung schildert er mir, was sich unten zugetragen hat. Karl hat auf Grund des starken Windes aufgegeben und Carlos bringt ihn zurück ins Basislager. Danach wird ist geplant, dass Carlos zurückkommt und zu uns aufsteigt. Wir werden daher das Zelt zu dritt teilen müssen. Ich schlüpfe noch einmal hinaus aus dem Zelt und bringe einen Plastiksack voll Schnee mit. Sogleich beginnen wir unsere Kocher anzuwerfen und Wasser zu schmelzen, was unendlich lange dauert. Schließlich schaffen wir es aber doch noch, unsere Thermosflaschen mit heißem Wasser zu füllen. Da wir sowieso kein Hungergefühl verspüren, verzichten wir einvernehmlich auf ein warmes Essen und würgen statt dessen einen steinharten Müsliriegel hinunter. Um 19:00 Uhr ruft Sepp über das mitgebrachte Funkgerät Carlos und erfährt, dass dieser in der Dunkelheit nicht mehr zu uns aufsteigen wird (ich habe diese Szene gefilmt, einen kurzen Ausschnitt davon findest du hier!). Carlos beabsichtigt, im Auto zu schlafen und falls das Wetter besser wird, früh morgens den Aufstieg anzutreten. Ohne Unterbrechung knattert das Zelt im Sturm und wir stellen uns auf eine lange, kalte Nacht ein. Mit meiner gesamten Kleidung liege ich samt den schweren Bergschuhen im Schlafsack. Die Daunenjacke habe ich über die Füße gebreitet, trotzdem will mir nicht wirklich warm werden. Dazu kommt, dass das kleine Schneefeld unter unserem Zelt alles andere als eben ist und ich im Liegen dauernd irgendwelche Höcker und Buckeln im Kreuz habe. Die Nacht dauert schier endlos, keine einzige Minute setzt der Wind aus. In diesen schlaflosen Stunden wird mir immer mehr klar, dass wir unter diesen Umständen den Aufstieg zum Gipfel abschreiben werden müssen.

TAG 14: 30/05/07 - CAMP 1-SUMMIT-LLULLAILLACO BASE CAMP
Climb of Llullaillaco (6739m). Amazing view over the Atacama Desert. After tasting the feeling of success, return to the base camp.

6:00 Uhr, Sepp ruft Carlos erneut über Funk an und teilt ihm mit, dass wir das Unternehmen abbrechen und hinunterkommen, so bald es hell ist. Wir beginnen also alles einzupacken und stehen bald vor einem neuen Problem. Wir müssen das Zelt abbauen, was bei dem Sturm wahrlich eine Herausforderung darstellt. Ich krieche also aus dem Zelt und beginne die Zeltschnüre zu lösen. Sepp folgt mir und wirft sich augenblicklich auf das Zelt, damit es nicht weggeweht wird. Nachdem wir alle Zeltstangen gelöst haben, stopfen wir das leere Zelt in Sepp`s Rucksack. Da der aber sowieso schon ohne Zelt so gut wie voll ist, hängt es halb aus dem Rucksack heraus, was aussieht als ob Sepp einen Gleitschirm umhängen hätte. Wir wollen aber keine Zeit mit optischen Fragen verlieren, die Finger sind während des Abbauprozesses sowieso schon wieder steif geworden, und trachten daher so schnell als möglich von hier wegzukommen. Beim Abstieg suche ich noch das von Karl angelegte Materialdepot auf und nehme die Sachen ebenfalls mit. Während des gesamten Abstieges kämpfe ich gegen das taube Gefühl in meinen Fingern an, bis sie sich endlich wieder mit einem brennenden Kribbeln bemerkbar machen. Bald darauf bin ich auch schon beim Auto, das Carlos vorsorglich nicht versperrt hat, damit wir uns darin aufwärmen können. Er selbst ist doch noch aufgestiegen, weil er zwei Tage zuvor weiter oben Ausrüstungsgegenstände deponiert hat, die er jetzt wieder holen muss. Bald nach mir kommt Sepp beim Auto an und nach weiteren 2 Stunden ist auch Carlos wieder zurück. Trotz des Abbruches unserer Besteigung sehen wir ohne Wehmut zurück hinauf, die Freude über unsere gesunde Rückkehr überwiegt.

TAG 15: 31/05/07 - LLULLAILLACO BASE CAMP
Security Day in the base camp.

Am nächsten Morgen sehen wir Schneefahnen um den Gipfel wehen und wissen, dass unsere Entscheidung zum Abbruch des Unternehmens richtig war. Wir packen also unser ganzes Zeug auf die Autos und machen uns auf den langen Weg zurück nach San Pedro de Atacama, wo wir am frühen Nachmittag wieder in der Hosteria eintreffen. Jetzt wird erst einmal ausgiebig geduscht, bevor wir uns ein erstes Bier genehmigen und dabei so richtig ausspannen.

TAG 16: 01/06/07 - LLULLAILLACO BASE CAMP-SAN PEDRO
Drive back to San Pedro de Atacama. Night in the HOSTERIA SAN PEDRO or similar.

Tagsüber erledigen wir unsere letzten Einkäufe. Als Souvenier kann ich ein schönes, mit Erdfarben gemaltes Bild einer prähistorischen Felsritzzeichnung erstehen (das heute mein Wohnzimmer schmückt). Zudem statte ich noch dem hiesigen Museum einen kurzen Besuch ab. Anschließend werden die Sachen gepackt, da wir am nächsten Morgen früh raus müssen. Am Abend noch ein letztes Abendessen in einem der stilvollen Restaurants, bevor wir uns auf eine kurze Nacht im Hotel niederlassen.

TAG 17: 02/06/07 - SAN PEDRO-CALAMA-SANTIAGO-MADRID
Transfer to Calama airport. Flight back to Santiago and with IB to Madrid.

Lange vor Tagesanbruch heißt es raus aus den Federn. Carlos und Antonio bringen uns mit den Pickups zum Flughafen nach Calama, wo wir uns herzhaft von unseren treuen Begleitern verabschieden. Beim Flug von Santiago nach Madrid gibts noch ein Problem mit meiner Bordkarte, weil die auf eine ganz andere Person, ausgestellt ist. Der Flug ist voll und der Service lange nicht so gut wie beim Hinflug.

Chilenian Painting

TAG 18: 03/06/07 - MADRID-VIENNA
Flight to Vienna.

Gegen Mittag - wir sind schon seit über 20 Stunden unterwegs - landen wir endlich in Wien.

Auch wenn wir unser Ziel den Llullaillaco zu besteigen nicht erreicht haben, war die Reise in seiner Gesamtheit ein tolles Erlebnis. Durch die geringe Teilnehmerzahl konnten wir sehr flexibel kurzfristige Änderungen des Programms herbeiführen, was die Tour sicher aufgewertet hat. Sepp Doppler wird aller Voraussicht nach die Reise in etwas abgeänderter Form auch im nächsten Jahr wieder durchführen. Alle Interessierten können sich gerne mit weiteren Fragen an mich wenden!



aktualisiert: 04.09.2007
Martin Nessl, A-3494 Theiß, Obere Hauptstraße 2
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