Bericht "Frühling im Velebit"

Montag 3. April 2006: Ich hole Jürgen in Bruck/Mur ab. Dieses Jahr sind wir nur zu zweit, ansonsten ist alles so wie im Vorjahr. Wieder haben wir uns bei Ante Zuanovic in "Seline" einquartiert; der Weg ist also bekannt.

Dienstag früh gehts dann los. Nachdem mein letzter Felskontakt schon wieder ein halbes Jahr (!) zurückliegt, entscheiden wir uns für die "Nosorog" (150 m, 6 SL, IV+) zum Aufwärmen. Und weils ganz gut läuft, seilen wir uns anschließend ein Stück ab und absolvieren noch die "Joe the Ripper" (90 m, VI). Danach haben wir uns einen Kaffee verdient! Dazu fahren wir zum Cafè bei der Nationalparkverwaltung in Starigrad. Die machen nicht nur tollen Kaffee, sondern haben auch eine sonnige Terrasse direkt am Meer; was will man noch mehr?
Wieder etwas erholt nehmen wir uns dann noch die "Zgreseni" (100 m, 3 SL, V+) vor und beschließen danach den Tag.

Mittwoch, das Wetter ist tadellos, will es Jürgen genau wissen: es soll eine lange Tour auf den "Anica kuk" - quasi dem Hausberg vor Ort - werden. Wir entscheiden uns für die "Mosoraski" (350 m, 10 SL, VI-) eine der drei Klassiker an diesem Felsen. Sie zählt zu den bekanntesten und am meisten begangenen Routen im Paklenica Naturpark; wir sind trotzdem allein :-)
Die eher leichte Kletterei im unteren Wandteil wird nach oben hin immer anspruchvoller, ich kann die Route aber trotzdem ohne gröbere Schwierigkeiten bewältigen. Eine echte Genußtour! Nach einer ausgiebigen Rast am Gipfel des Anica kuk steigen wir ab und beschließen den Tag.

Velebitski Kanal

Donnerstag - es geht mir schlecht! Der lange Winter hat meine Kondition anscheinend doch ziemlich mitgenommen. Dazu gesellt sich noch ein altes Leiden im Schulterbereich. An Klettern ist an diesem Tag nicht zu denken. Zum "Glück" ist das Wetter auch nicht besonders gut, wir machen daher einen Ausflug nach Zadar.

Die Beschwerden haben sich soweit gebessert, dass ich mich am Freitag wieder am Fels versuchen möchte. Wir entschließen uns für die "Centralni kamin" mit der "Donja varijanta" und der "Gornja varijanta" (5 SL, V-). Ich komme gut voran, das Wetter spielt auch wieder mit und ich bin wieder zuversichtlicher für die nächsten Tage. Danach machen wir Schluss, um mich nicht gleich wieder zu überanstrengen!

Für Samstag hat Jürgen wieder etwas anspruchvolleres mit mir vor. Wir steigen in die "Slovenski" (200 m, 7 SL, VI) am Debeli kuk ein. Nach der ersten Seillänge beginnen mit einer langen Verschneidung die Schwierigkeiten, die nach oben hin nicht mehr abnehmen. Schon bald habe ich ziemliche Probleme, die ich nur mit Jürgens tatkräftiger Unterstützung überwinden kann. Anscheinend haben mich diese mental so mitgenommen, dass ich die ganze Route lang nie richtig in Schwung komme. Total ausgelaugt und niedergeschlagen stehe ich dann am Ausstieg. Wir beschließen also den Tag fahren auf ein Bier ans Meer. Zum Trost gönnen wir uns zum Abendessen frischen Fisch beim "Dinko", dem besten Fischrestaurant vor Ort (absolute Empfehlung!!). Danach ist die Welt wieder in Ordnung!

Sonntag: "Ein neuer Tag, eine neue Chance" denke ich mir und so begeben wir uns wieder zum Anica kuk. Es soll wieder eine lange Tour werden. Wir beginnen also mit der "Saleski" (120 m, 4 SL, V-) und wechseln dann in die "Brid za Veliki cekic" (150 m, 6 SL, V+). Heute läuft es besser und ich kann die Kletterei trotz der sehr ausgesetzten und etwas unangenehmen Querungen wieder voll genießen. Der Abstieg gestaltet sich dann als langwierig und anstrengend. Im Tal angekommen bin ich total fertig. Daher gehen wir am Abend gleich wieder zum Dinko Fisch essen ;-)

Aber schon in der Nacht auf Montag stellen sich wieder gesundheitliche Probleme mit starken Schmerzen im Schulterbereich ein. Ich beschließe daher, dass wir nach dem Frühstück unsere Rückreise antreten.

Rückblickend betrachtet war es trotz meiner angeschlagenen Gesundheit wieder eine tolle Kletterwoche. Es steht daher schon fest, dass es eine Fortsetzung gibt, nur der Termin ist noch nicht bekannt!



aktualisiert: 08.05.2006
Martin Nessl, A-3494 Theiß, Obere Hauptstraße 2
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